Dienstag, 27. April 2010

tertiärer sektor à la syrienne, ticketkauf und blumen überall!

Auf dem weg zum hamam fällt mir die absurdität der für den geheimdienst arbeitenden straßenhändler auf. Im prinzip kann man davon ausgehen, dass alle straßenhändler mindestens als informanten für den geheimdienst arbeiten. Sonst würde man sie ihren geschäften nicht in ruhe nachgehen lassen. Sie sind also als straßenhändler getarnte geheimdienstler oder geheimdienstler mit einem nebenerwerb als straßenhändler. Nun warnen aber eben diese geheimen straßenhändler andere, illegal arbeitende straßenhändler, die von der polizei vertrieben werden würden, wenn sie bei ihrer tätigkeit erwischt werden würden, vor der polizei. Sie geben ihnen ein zeichen zu verschwinden, wenn die für die unterbindung des straßenhandels zuständigen ordnungskräfte anrücken, so dass jene ihre waren in sicherheit bringen können um sie vor der konfiszierung zu bewahren. Vermutlich bekommen sie dafür von den illegal operierenden straßenhändlern sogar auch noch einen obulus. Ja, tertiärer sektor á la syrienne...

Am späteren nachmittag kaufen wir am hijaz die tickets für die zugfahrt morgen. Es ist kein wunder, das die syrische bahn keine rolle spielt und alle welt mit dem bus reist. Der schalter ist gar nicht erst besetzt, der mitarbeiter kommt aber nach einigen minuten aus dem foyer (er hatte uns schon lange gesehen) angeschlurft. Die züge fahren mitnichten zu den zeiten, die uns gestern bei der auskunft mitgeteilt wurden, sondern eben ganz wannanders. Daher müssen wir umdisponieren. Wir wollen drei tickets kaufen. Für den zug um zwölf. Man bedeutet uns zuerst, wir sollten dann doch morgen zwischen zwölf und eins kommen (welcher logik das entspricht blieb uns verborgen, denn zumindest nach zwölf wäre doch unter normalen umständen davon auszugehen, dass der zug, der um zwölf fahren soll schon weg ist). wir bestehen auf einen sofortigen kauf und stellen fest, dass der zug um zwölf mitnichten mittags, sondern in der nacht fährt. Was ein pech! Also den um drei. Der beamte (oder eben bahnangestellte) begibt sich nachdem dieses beratungsgespräch im foyer geführt worden ist, auf seinen arbeitsplatz hinter dem schalter. Tatsächlich druckt er dann auch drei karten aus! Wir haben ganz offenbar nun also drei zugfahrkarten für den dreiuhrzug morgen. In der ganzen zeit unseres aufenthaltes will nicht ein weiterer mensch auch nur eine zugkarte kaufen. Damaskus hat sechs millionen einwohner und dies ist der schalter des bahnhofs, der im stadtzentrum gelegen ist. manchmal ist man schon etwas erstaunt.

Auf dem weg zum internetcafe sehe ich, wie überall schöne blumen gepflanzt werden. Überhaupt wird der öffentliche raum hier gehegt, gepflegt und aufgehübscht, was das zeug hält. Nachdem die mauern um parks entfernt, fast alle gehwege im zentrum neu gepflastert und viele plätze neu gestaltet wurden, hat man nun begonnen die hässlichen fußgängerbrücken wieder abzubauen (die man erst drei bis vier jahre zuvor aufgebaut hatte) und absperrgitter abzusägen (die fußgänger von betreten der fahrbahn abhalten sollten, sich aber manchmal nur als tragische stolperfallen entpuppten, denn selbstredend sind die fußgänger über diese herübergeklettert und dann mitten auf der fahrbahn tragisch verunglückt). Jetzt bekommt die verkehrspolizei noch schöne weiße häuschen mitten auf alle kreuzungen gesetzt und es werden eben allerorten blumen gepflanzt. Ja, damaskus – ville fleurie!

Nun, die nächsten tage ist ein weiterer kleiner ausflug geplant, der uns diesmal in die schöne stadt Aleppo führt. Danach kann ich wohl wieder was berichten...

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