Sonntag, 11. April 2010

unseriöse etablissements, suchtprobleme und perrier mit limonenaroma

Gestern abend gehe ich zusammen mit einigen freunden ins karnack. Dieses etablissement gilt als eines der unseriösesten der stadt! Als „restaurant“ getarnt im ersten stock gelegen, möchte man nicht wissen, was es dort zu essen gäbe. aber alle trinken eh nur bier. Die dosen (vor allem die leeren) werden auf dem tisch stehengelassen. Nicht so sehr um damit anzugeben, denn die verfassung einiger herren (es sind fast ausschließlich herren anwesend) lässt nach wenigen schlucken schon zu wünschen übrig, sondern mehr, um dem kellner bei der erstellung der abschließenden rechnung behilflich zu sein. An manchen tischen stapeln sich allerdings so erstaunliche berge an dosen, dass sie einem pfandsammler in deutschland zu glücksgefühlen und reichtum verhelfen würden. Die überwiegende mehrheit der anwesenden ist dem gleichen geschlecht zugeneigt, wenngleich sich immer auch touristen hierhin verirren, die in einem reiseführer gelesen haben, dass man hier bier trinken gehen kann. Und solche orte gibt es in damaskus ja nicht so oft. Im christlichen viertel noch den einen oder anderen, aber in diesem teil der stadt ist es abseits eines hochpreisigen restaurants mit weinausschank kaum möglich, gesittet an alkohol zu kommen (wenn man bei diesem laden von gesittet reden kann). Die luft ist rauchgeschwängert und ab und zu durchziehen schwaden von frittierfett-geruch den raum. Es scheint also doch eine küche zu geben. Einige tunten sind unter den gästen, die hier wohl versuchen den einen oder anderen betrunkenen scheich abzukriegen. Wohl auch viel stammpublikum. Manche sehen zumindest so aus, als ob sie mit einem suchtproblem zu tun hätten.

Überhaupt genießen ja läden, in denen alkohol getrunken werden kann hier einen ausnehmend schlechten leumund. Fast gar so schlecht, wie bei und etwa eine fixerstube. Davon lassen wir uns allerdings nicht abschrecken. Wenngleich wir bis auf zwei ausnahmen alle wasser oder cola bestellen (wohl sehr zur enttäuschung des kellners, der sicher mit uns schon das geschäft seines lebens gewittert hat). Da es sehr laut ist (die lautstärke stiegt proportional zum betrunkenheitsgrad des anwesenden volkes), verlassen wir irgendwann den laden und gehen in den am hijaz liegenden teegarten. Dort ist auch die luft besser und schwule gibt es hier auch reichlich. Das ist ja das schöne an damaskus: manchmal hat man das gefühl, hier sei sodom und gomera! Zu spät ins bett, da wir dann auch noch im park ne runde gedreht haben. Vergnügungssüchtiges volk, wir!

Im knusper , dem deutschen cafe, die gewohnt unaufmerksame bedienung. Obschon personal reichlich vorhanden ist, weiß offenbar die eine hand nicht, was die andere tut. Unsere bestellung (ein perrier (!), ein wasser, ein kaffee und ein espresso) überfordert die servicefachkraft hoffnungslos. Vermutlich war es gar nicht die servicefachkraft, der wir unsere bestellung aufgegeben haben, dämmert uns da, sondern nur derjenige, der dafür zuständig ist, uns die tischunterleger (mit berlitz-sprachschul-werbung!) hinzulegen. Ein anderer ist verantwortlich, uns eine flasche wasser zu bringen, ein dritter die telefonbuchdicke karte (mit snickers-cafe-latte und double-fudged-whithe-chocolate-cappuccino und solchen schweinereien). Dann kommt der vierte für die bestellung. Na endlich! Anstatt einen mitarbeiter zum staubwischen auf den verdreckten tischen abzustellen, stehen sich die restlichen kellner die beine in den bauch. Aber auf den tischen müssten ja auch erstaunlich viele werbe-aufsteller hochgenommen werden, wenn man sie abwischen wollte. Hier wird (unpassender und unappetitlicher geht es kaum) für eine gesichts-abdeck-creme geworben. Endlich kommen die getränke. Leider gibt es (das wäre ja auch zu einfach!) kein perrier ohne limonen-aroma. Die milch zum kaffee wird in einem kleinen schiffchen serviert (bzw. es wird der versuch unternommen) . aber sie schwimmt schon zur hälfte auf dem tablett des kellners. Es ist eh eine so mikroskopische menge, dass ich drei mal milch nachbestellen muss. Das scheint hier ein besonders kostbares gut zu sein! Die anwesenden gäste scheinen verpflichtet, ein mac-book auf ihrem tisch stehen zu haben. Nirgendwo ist die laptop-dichte größer. Und fast alles mac-books. Dabei gibt es in ganz damaskus keinen mac-händler. Sehr praktisch, wenn die mal kaputt gehen (was ja aber zum glück nie passiert).

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