Sonntag, 18. Juli 2010

monobeblockte schland-fans, giftkanonen und der syrische schwimmstil

Gestern Nachmittag gehen wir zum fußball. Ich beim fußball – hätte ich mir auch nicht denken können, zu welchen verzweiflungstaten mich so ein auslandsaufenthalt noch bringen würde. Deutschland gegen argentinien. Es gibt strenge eingangskontrollen. Alle personen werden abgetastet und es sind reichlich ordnungshüter zugegen, um die hereindrängenden massen mit langen gerten im zaum zu halten. Wer sich ungebührlich benimmt wird durch gestrenge ordner gleich wieder nach draußen, also in den bereich außerhalb der absperrung verbracht. Drinnen ist alles mit plastikstühlen dekoriert, auf denen das publikum artig platz nimmt. Da nach spielbeginn eingangsschluss ist, der hang der syrer zur unpünktlichkeit sich aber offenbar auch bei fußballfans nicht abschwächt, haben die ordnungshüter mit ihren langen gerten viel zu tun. Dabei wäre drinnen noch platz, es ist keinesfalls überfüllt. Aber prinzip ist prinzip und ordnung muss sein. Vielleicht deutsches management? Die anwesenden (im vorderen bereich haben die stühle sogar armlehnen – die luxusvariante des monoblocks – hier sitzen mehr familien und auch frauen; im hinteren bereich auf den einfacheren stühlen drängen sich vor allem junge männer) sind zu 70 prozent für alemania und nur zu etwa zu 30 prozent für argentinien. Winkelemente sind überwiegend in den farben der deutschen nationalflagge vorhanden. Entsprechend groß ist die freue, als nach dem spiel die deutschen einen glorreichen sieg davontragen. Ein freudentaumel ergießt sich den weg entlang zum busbahnhof durch damaszener straßen. Überall wo man erfährt, dass ich aus deutschland sei, werde ich nun mit noch überschwänglicherer freude begrüßt. Fehlt nur noch, dass man mir die füße küssen will, das würde ja aber auch bei vorankommen ziemlich hinderlich sein.

Sie fährt wieder (oder noch)! Die giftkanone. Drei mal habe ich in den letzten drei tagen die volle ladung abbekommen. Einmal am merje, wo das einfache volk weiterhin unbekümmert durch die giftwolke flanierte und man sich im cafe seinen tee schmecken lies (ich bin schnell aufs klo geflücktet, wo ich wegen des stark amoniakalischen odeurs jedoch auch nur durch langes luftanhalten überlebte). Einmal im schicken scha’alan, wo der im cafe sitzenden mittelschicht die gesundheitsbedenklichkeit offenbar bewusst war und schnell die glasfront vorgefahren wurde (auch hier bin ich sicherheitshalber schnell in die hinteren räumlichkeiten geflüchtet). Leider führte die zu spät geschlossene glasfront aber dazu, dass sich das gift besonders lange im raum hielt. In meiner lunge hatte ich danach so ein pfefferminzig-frisches gefühl. Heute morgen nun, als ich zum sport gehe, wieder direkt in die fresse! Es reicht jetzt für die nächste zeit erstmal. Mücken oder andere insekten besiedeln mich jetzt bestimmt nicht merh. Dabei macht diese kanone so ein lautes und zischendes geräusch, ich sollte im prinzip kurz vorher gewarnt sein.

Seit einigen schwimmbad-besuchen fallen mir die erstaunlichen schwimmstile der syrer auf. Eigentlich ist das schwimmen, wie wir es kennen, mit einigermaßen koordinierten und zweckdienlichen bewegungen zum fortkommen im wasser fast gänzlich unbekannt. Der syrer strampelt, mit allen gliedmaßen und hält sich so über wasser, wirbelt aber auch eine menge davon auf. Beim heutigen schwimmbadbesuch nun bin ich dahintergekommen, wodurch dieser eigentümliche stil entsteht. Er scheint eine folge des schwimmen-lernens zu sein. Das funktioniert nämlich so: die lernenden werden (meist noch in voller montur, also mit hose, unterhemt und t-shirt) ins wasser geworfen und sollen versuchen sich irgendwie über eine ecke des schwimmbades zu retten. Die strecke wird langesam verlängert, der eigentümliche, der panik vor dem ertrinken geschuldete schwimmstil bleibt. Vermutlich würde man bei uns ja zuerst mal die kleidung ablegen, denn diese zieht einen bekanntlich – wenn sie voll wasser ist – hinab. Da bei dieser form des schwimmens immer eine menge wasser in bewegung gerät, kann man sich leicht vorstellen, dass in dem bassin ein buntes treiben und planschen herrscht.

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