Sonntag, 18. Juli 2010

reisen auf dem motorblock, heiße creme-caramel und fettfreie pommes

Wieder zurück! Die hinfahrt nach tadmur war ok. Zwar kein so aufwändiger service, wie bei haval nach el-hasakeh, aber immerhin wasser, ein schlimmer film und kein unfall. Am Nachmittag angekommen schlagen wir uns gleich in die ruinen. Es ist auch jetzt noch sehr heiß und ziemlich sandig. Am abend im restaurant bestelle ich zum spaß zum nachtisch eine creme caramel (es gibt keine karte und ich versuche es einfach mal). Die mitarbeiter versammeln sich unschlüssig um unseren tisch. Rafik erklärt, dass es sich um eine art kischkeh, wie es in damaskus gegessen wird handele, nur mit caramelgeschmack. Ja, das habe man. Ich wundere mich erst, dass man es gar nicht kennt, es dann aber angeblich habe und bin gespannt. Tatsächlich bekomme ich nach 20 minuten eine frisch gemachte und noch warme creme caramel, die sehr köstlich schmeckt. Ein französischer koch würde sich vermutlich vor ekel übergeben, da sie noch warm war, aber mir mundete sie ausgezeichnet. Danach im laden um die ecke ein kleiner junge, der fan von werder bremen ist. endlich mal nicht nur bayernmünchen! Ansonsten schlimmes wetter. Sandsturm und etwas regen. Wolken und nachts nicht wirklich eine abkühlung. Weiterhin über 30 grad.

Nach frühstück und baal-tempel (wieder gruppen lauter italienischer touristen), fahren wir nach damaskus zurück. Am busbahnhof scheint es erst so, als ob für uns keine plätze mehr frei sind, obschon wir tickets haben (ja, man wundert sich). Dann aber sind noch drei plätze auf der letzten bank frei, was mir erst wie ein segen vorkommt, sich aber schnell als hölle entpuppt. Der heiße motorblock dieses schrottreifen gefährts ist direkt unter unserem arsch. Die sitze sind kaputt und rutschen immer nach vorne, die fensterscheinbe, auf die die sonne erbarmungslos scheint, hat sicher 60 grad. Obschon meinen berechnungen zufolge (wir fahren am frühen Nachmittag gen westen) die sonne im süden, also links sein müsste, ist sie die ganze zeit rechts, also auf uns gerichtet. Auch auf solcherlei berechnungen scheint kein verlass mehr zu sein. Zudem rieselt beständig feiner sand und staub auf uns herab, der sich offenbar den weg durch die lüftung bahnt, durch die aber eben leider keinerlei luft kommt und wir werden heftigst durchgeschüttelt, da auch stoßdämpfer nach dreißig jahren wohl mal ausgetauscht werden müssten. Unnötig zu erwähnen, dass die klimaanlage – so es je eine gegeben haben sollte – nicht funktionierte. Bei schätzungsweise 50 grad im bus kommen wir nach drei stunden fahrt vollkommen tot in damaskus an. Ich brauche zwei tage, um mich von diesen drei stunden zu erholen. Wir gehen nur noch einen sandwitch im pages essen und treffen am abend eimad, einen alten bekannten im hijaz-cafe.

Gestern Mittag dann war ich mit Ian im schwimmbad in rabwe, wo es zwar voller als letzten sonnabend ist, aber immer noch sehr angenehm. Ich springe das erste mal ins wasser, was ich ja sonst nie tue, denn ich möchte das irgendwie lernen. Kann das ja nicht bisher. Zumindest kann ich schwimmen. Denn kurz darauf springt ein profilierungssüchtiger mittzwanziger in den 3,50 meter tiefen bereich, der eben leider nicht schwimmen kann. Wie dumm muss man sein! Er muss vorm ertrinken gerettet werden. Zum glück findet sich gleich jemand, der das retten beherrscht, denn der dafür sonst zuständige live-guard ist gerade verhindert. Er muss freunde begrüßen und ihnen zahlreiche küsschen auf alle körperteile drücken und kriegst so gar nicht mit, dass da gerade jemand ertrinkt. Nun, es ist ja noch mal gutgegangen.

Rafik ist ein wunderbarer koch. Vermutlich der beste, den es hier in diesen breiten gibt. Ali behauptet, er koche besser als seine mutter und wenn ein arabischer junge das sagt muss das schon was heißen. Aber ähnlich wie jean-claude kann er einfach nicht fettfrei kochen. Jean-claude ist der ehemalige koch des weißen hauses. Als die clintons damals die macht übernahmen und hillary das weiße haus unter ihre fuchtel nahm, gab es in einer deutschen zeitung einen artikel: hillary nimmt den koch vom herd. Die neue fettfreie küche, die fortan im weißen haus vorherrschen sollte, hatte den alten französischen koch angeblich überfordert: jean-claude kann nicht fettfrei kochen! Ähnlich geht es rafik. Allerdings ist auch seine einschätzung, was fett sei eine andere, als meine. Öl zählt er nicht zu den fetten und so geht er großzügig damit um. In pflanzenöl frittiertes ist also noch fettfrei. Erst danach beginnt fett. rafik scheint da nicht allein zu sein. Bestellt man in einem restaurant kartoffeln, bekommt man pommes frittes – geichsam die natürliche darreichungsform der kartoffel.

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