Donnerstag, 25. März 2010

die probleme der jeunesse dorée und toll duftende reinigungsmittel

Von reichen syrern und scharfen putzmitteln – andersherum wäre es mir lieber!
Bin vorgestern von Michel zu einem gemütlichen beisammensein mit einigen seiner freunde eingeladen worden. Dass es sich um reiche syrer handelt, sah man schon daran, dass alle über ausreichend mittelklassewagen verfügen. Wie unpraktisch so ein auto hier ist sah man dann wieder an ca. 40 minütiger parkplatzsuche. Sind dann in ein restaurant, in dem man aber auch nur was trinken kann, gegangen. Die gesprächsthemen waren unter anderem die neuesten diäten, die die jungs gerade ausprobieren! Hätte nicht gedacht, dass das die jungs hier so umtreibt. Einer machte gerade seit zwei monaten die atkins-diät (tödlich!) hat damit aber ganz gut abgenommen. Der andere hatte eine weitere diät ausprobiert und der dritte wieder einen anderen tipp zum abnehmen. Ja, man wundert sich. Ich weiß ja nicht, worüber sich anfang-mitte-zwanzig-jährige jungs in deutschland unterhalten, aber diäten??? Zum glück ging es nicht nur um diäten (ich meine, ich kann meinen teil zu einem solchen gespräch beisteuern), sondern auch um deutschland, die fortschreitende globalisierung, individualisierungstendenzen, den zerfall der familie, die verkehrsprobleme in damaskus und so weiter (lauter heitere themen). Was für ein glück, dass sie so gebildet sind, dass man sich jenseits aller stereotype mit ihnen zum beispiel über deutschland unterhalten kann. Endlich nicht mehr nur diese mercedes-bmw-schumacher-bayern-münchen-gespräche. Da merkt man dann doch, dass es ärzte (in dem alter!), ingenieure oder mindestens studenten sind. Vollendete form arabischer gastfreundschaft: sie haben es geschafft zu bezahlen, ohne dass ich es mitgekriegt habe und ohne dass ich auch nur ein anzeichen von geld, rechnung oder was auch immer bemerkt hätte.
Was mich dabei aber immer wieder erstaunt, sind die inzwischen enormen sozialen unterschiede, die hier seit jahren in großen schritten zunehmen. Noch vor jahren sah man so gut wie keine mittelklassewagen auf den straßen, dafür alte amerikanische schleudern (ähnlich wie in kuba). Aber man sah eben auch keine bettler, keine straßenkinder und keine mülldurchsuchenden rentner. Heute sieht man – leider – beides. Syrien ist der welthandelsorganisation beigetreten, hat sich offiziell vom sozialismus verabschiedet, hat einige westliche berater ins land geholt, wirtschaftsreformen begonnen, seine märkte geöffnet. Gleichzeitig zu den mit dem neuen bmw herumbrausenden neureichen gibt es immer noch tagelöhner, die morgens an bestimmten ecken auf arbeit warten und dann für einen tag ca. 6 euro lohn bekommen. Dafür können sie brot, tomaten und etwas joghurt kaufen, aber sicher keinen neuen bmw! Ich denke, die masse lebt hier in sehr bescheidenen verhältnissen, eher in armut und in beengten wohnverhältnissen. Wenige haben sehr viel zum leben. Eine mittelschicht entsteht nur langsam. Solange die sozialen unterschiede klein waren, war auch kriminalität kein problem. Bin mal gespannt, ob das so bleibt. Bisher scheint mir syrien nach singapur das sicherste land der welt zu sein.
Die sonne scheint wieder! Es wird langsam wieder wärmer! Der frühling kommt mit macht. Da ist zeit für einen frühjahrsputz, dachte ich mir gestern. Habe daher zuerst einmal reinigungsmittel für den großen hausputz eingekauft. In arabisch ausgeschilderte mittel, die es teils in sich haben. Eines (ich hatte um simples reinigungsmittel gebeten) hat die hartnäckigen verfärbungen des spühlsteines, die auch durch heftigstes schrubben mit einem kratzschwamm nicht wegzukriegen waren, innerhalb von sekunden zum verschwinden gebracht. Das hätte mich stutzig machen müssen. Ich habe aber anstatt zu stutzen, zusätzlich mit meinen bloßen händen und einem schwamm im spühlstein herumgeschrubbt bis ich dachte: man, das ist sicher für die hände nicht so gut – und das war es auch nicht. Ich musste sie lange mit wasser spülen und die haut ist nun ganz rosa und dünn und etwas stumpf. und meine hände riechen ganz doll nach blumenduft. Aber sauber sind die jetzt bestimmt! Der tag stand überhaupt unter der ägide des kampfes gegen den schmutz und zwar im wörtlichen sinne – gegen andere schmutzige dinge habe ich nix. Ich habe daher sage und schreibe 6 stunden geputzt. Das war nicht so geplant, hat sich aber so ergeben, denn als wir gerade mehrere eimer wasser verschüttet, ein mords saukram mit dem umtopfen der pflanzen und überhaupt ein totales chaos verzapft hatten, rief rafiks frau an, dass ein onkel gestorben sei. so musste er dorthin zur beerdigung (zwei stunden nach dem tod – ziemlich schnell) und ich musste alleine weiterputzen. Jetzt habe ich sehr kaputte hände, kopfschmerzen (sicher von den scharfen reinigungsmitteln), rückenschmerzen (frage mich wie putzfrauen das machen) aber eine blitzeblank saubere wohnung.

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