Montag, 8. März 2010

schnelle bauarbeiter, leere gasflaschen und chemische schokolade

Bei der baustelle gegenüber meines salons bauen sie nun mit macht schon eine dritte etage und kommen damit in genau meine höhe. Demnächst muss ich mich also beim frühstück beobachten lassen oder die vorhänge vorziehen. Als ich vor ein paar wochen dachte, das mit dem haus werde ja so schnell nix, habe ich mich also getäuscht. Ohne jedes schwere gerät und ohne gerüst (selbstredend auch ohne arbeitsschuhe oder helme) bauen die in einem höllentempo mit von hand hergestelltem stahlbetongerüst und steinen. Beeindruckend! Heute wurschteln 12 leute da rum und ich befürchte, dass wenn die in dem tempo weiterarbeiten, am abend eine ganze weitere etage steht. Der bausektor ist natürlich auch – bei dem bevölkerungswachstum und der wohnungnot, die hier herrscht – der, also DER sektor. Jeder zweite studierte mensch hier ist bauingenieur, jeder zweite arbeiter arbeitet auf dem bau und gebaut wird ja auch wirklich überall und ständig. Stadtteil um stadtteil entsteht am rand der stadt.

Nach dem arabischunterricht ruft rafik an und verkündet entsetzt, dass das gas zum kochen schon wieder alle ist. er war wohl fast fertig, aber der gasmann hat leider heute keine gasflaschen mehr und kommt morgen (inscha’allah) vorbei. Sicher ist das also keinesfalls. Die aussicht auf ein frühstück ohne tee, ein essen ohne kaffee danach und die unbill eines lebens ohne kochstelle, verleitet mich zu einem impulskauf. Eine 2,50 euro teure elektrische kochplatte, die in deutschland als größerer zigarettenanzünder durchgehen würde, auf der aber gekocht werden kann. Mit offenen glühdräten, die (vermutlich mit asbest ummantelt) in einem blechtopf vor sich hinglühen und alles um sich herum erhitzen. Eine schlechtere energieausbeute kann man sich bei einem elektrischen gerät kaum ausdenken – es hat sicher energieklasse xxxy! Damit kann ich zumindest teewasser erhitzen, wenn ich mal wieder kein gas haben sollte.

Fahre am abend mit dem mikro nach hause und bin stolz, dass ich die kleinen geheimnisse der mikrobusse inzwischen kenne, bzw. verstehe. Der bus muhaschreen-sehnahya, der in einen noch höher gelegenen stadtteil (eben muhaschreen) fährt, macht eine kleine runde (die einer einbahnstraßenregelung zu verdanken ist) um an afif, wo ich wohne, vorbeizufahren. Abends nun, wo die umgehung der verkehrstregeln möglich ist, murmelt der fahrer kurz vor der entsprechenden kreuzung etwas wie „fi hada afif“. Dann muss man etwas sagen (es ist egal was, ob fi, hada, afif oder einfach ehh) und er fährt die runde. Wenn er etwas längeres mit entschiedenerem tonfall sagt, dann verkündet er, nicht nach afif fahren zu wollen. Dann springt man möglichst schnell raus, damit man nicht in die falsche richtung mitfährt.

Auf dem rückweg kaufe ich noch teure cadburry schokolade, die nicht hält, was der preis verspricht. Das problem ist nicht mal, dass minderwertige zutaten mangelhaft verarbeitet wurden (das sicher auch). Selbst eine schokolade wie ritter sport, die es hier für drei euro die tafel gibt, schmeckt nicht, wenn sie schätzungsweise zehn mal zuvor geschmolzen ist. das problem ist die unterbrechung der kühlkette. Das hat unser alter bundespräsident lübke damals schon richtig gesehen, dass ohne eine weiterentwicklung der kühlketten unsere ernährung – ähh – nicht – ähhh – weiter – ähh – zu also nicht – ähh – weiter zu – ähh – ist. und dann glaube ich, dass sie bei cadburry chemieabfälle zu schokolade weiterverarbeitet haben, also geschmacklich kommt das ganz nah an dioxin ran. Syria has chemical weapons!

Morgen werde ich nun damaskus wieder verlassen und für ganze zwei wochen (!) in die provinz – diesmal die libanesische – reisen. Hisbullah-gebiet steht auf meinem programm und da lasse ich den laptop lieber zuhause und mache also wieder eine kleine (diesmal noch längere) blog-pause.

s

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen