Montag, 8. März 2010

viel geld, türkische mode und meine begegnung mit der geheimpolizei

Heute nach dem arabischunterricht gehe ich mal wieder ins cham-city-center um lebensnotwendige dinge (alten gouda und baguette, dannette und so) zu kaufen und entdecke direkt dahinter ein noch größeres neueres einkaufszentrum. Die spinnen auch irgendwie die araber. Direkt daneben! Dabei ist das erste noch nichtmal zwei-drittel vermietet. Naja, musste vielleicht ein scheich aus den golfstaaten geld loswerden. Bei dem neuen einkaufszentrum haben sie auch sehr schön an die vierspurige straße neben die dröhnende klimatisation ein gesichtsloses, dafür um so teureres cafe zum draußensitzen hingebaut. Und es sitzen tatsächlich leute dort! Wenn alles gut geht, gehe ich heute abend mit rafik ins kino und wir sehen einen neuen syrischen film. Gestern war die vorstellung ausverkauft. Konnte aber feststellen, dass das publikum middle-class at it’s best ist. Da gibt sich vermutlich die säkular-alevitische mittelschicht ein stelldichein. Aber ab und zu mal kann man ja auch dabei sein.

Was bei autos, kräutertee, haushaltstechnik, waschmittel und überhaupt hier die deutsche expertise, ist in der bekleidungsbranche die mode aus der türkei. Laufend machen neue läden mit mode aus der türkei auf. Bei allen drei schals, die ich hier bisher gekauft habe wurde betont, dass sie aus der türkei stammen (einer war made in dänemark, der andere kam angeblich aus der schweiz, der dritte tatsächlich aus der türkei und zwar der billigste). Das steht in merkwürdigem kontrast zu den hier tatsächlich auftauchenden türkischen pilgern. Habe gestern eine gruppe ländlich und ausnehmend geschmacklos gekleideter menschen gesehen, die türken waren. Leider muss ich sagen, dass ich in all der zeit nie so geschmacklos und vor allem bäuerlich gekleidete menschen gesehen habe, wie diese türken. Dennoch: mode aus der türkei (egal wo sie produziert wird) ist hier der letzte schrei.

Gestern abend schlenderte ich in der abendsonne in den park am four-seasons-hotel und machte das erste mal bekanntschaft mit der geheimpolizei. Im hotel war (was an der limousinendichte zu sehen war) offenbar eine wichtige veranstaltung. Es fiel mir gleich auf, dass im park für einen samstag abend erstaunlich wenig los war. Insbesondere die sonst am abend anwesenden homosexuellen fehlten gänzlich. Allein gleine gruppen mittelalter männer saßen dort herum. Es hätte mich stutzig machen sollen, aber unbedarft in solchen dingen wie ich nun mal bin, schlenderte ich dort herum, bis mich ein herr ansprach (ausgesprochen unseriös aussehend, wenn straßen-kriminalität hier nicht ein fast gänzlich unbekanntes phänomen wäre, hätte ich ihn für einen räuber gehalten), was ich denn mache. Ich schlendere, sagte ich und genieße die abendliche frische luft. Er war in seinem auftreten allerdings zu offensiv, so dass ich ihm bedeutete, dass ich jetzt auch das weite suchen werde. Er hat von mir abgelassen, wohl auch, weil er nicht gewusst hätte, was mir vorzuwerfen ist (wenn sowas nicht ein zu rechtsstaatliches kriterium ist) und wie man mit einem renitenten ausländer verfährt, der nur wenig arabisch spricht. ich habe aber gelernt, was syrer offenbar schon wussten: dass man orte, an denen sich viel (geheim)polizei aufhält auch ohne platzverweis lieber meidet. Auf dem rückweg habe ich wieder die vielen unauffälligen weißen kombis mit vier männern drin gesehen, die heute an jeder straßenecke standen (sie waren die letzten monate gar nicht mehr zu sehen und ich dachte schon, sie seien an nordkorea verkauft worden). Offenbar scheint hoher besuch in der stadt zu sein.

Nun geht es auch den syrischen rauchern an den kragen. Hier rauchen 60% der männer und 30% der frauen, ich glaube, dass das bei den männern mindestens doppelt so viele sind, wie in deutschland. Die lungenkrebsrate ist 180% höher als in europa (habe die syria-today gelesen!). und die regierung hat nun ein gesetz beschlossen (man weiß aber noch nicht, wann es in kraft tritt), dass rauchen in allen öffentlich zugänglichen orten verbietet. Auch die wasserpfeife, was wohl auf größeren widerstand trifft. Dass das rauchen in zukunft auch in krankenhäusern und schulen untersagt werden soll (erstaunlich, dass es in krankenhäusern noch nicht untersagt war...), trifft auf breite zustimmung. In behörden und öffentlichen verkehrsmitteln ist es sogar schon untersagt. Und die zigarettenpreise wurden erhöht! Nun kostet eine schachtel tatsächlich 50 cent! Und wenn man gegen das rauchverbot verstößt muss man 2000 lira berappen (fast einen wochenlohn). Also mal sehen, was das wird. Ich muss sagen, dass es hier in den meisten cafes dermaßen verqualmt ist, dass ich, wenn ich eine stunde dort war, rieche, als ob ich in der räucherkammer gehangen habe, fände das also gar nicht so schlecht, wenn das etwas reduziert würde, denn ganz durchsetzen werden die das hier nicht. Das schätzen sie schon realistisch ein, denn z.b. im micro rauchen auch immer noch einige leute.

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