Montag, 8. März 2010

schwulenparty in damaskuss

Gestern abend war ich auf einer schwulenparty. Tarek hatte mich eingeladen. Wir wollten uns um neun uhr am internetcafe treffen. Als ich um die zeit so in der gegend rumlief, fiel mir schon auf, dass sich fast nur noch homosexuelle auf der straße befinden, es schien also der richtige treffpunkt zu sein. Das auto, mit dem wir fahren sollten, kam aber erst deutlich später. Dann wurden wir (also ich auch) in einen wagen verfrachtet (relativ stabiles gefährt, in das sieben leute passen – hinten fast im kofferraum noch zwei sitze) und nachdem ich mich an den geruch unterschiedlichster billigster parfums gewöhnt hatte, dachte ich nun geht es los. Aber weit gefehlt. Nachdem die funktionsweise der stereoanlage und die belastungsgrenze der lautsprecher getestet worden ist, mussten noch mehrere stationen angefahren werden. Erst mussten chips, dann zigaretten gekauft und getränke besorgt werden. Dann sollte noch der reifendruck gemessen werden (an sich ist gegen solche zuverlässigkeiten ja nix einzuwenden, aber in der letzten minute?). die werkstatt, in der das stattfinden sollte, lag natürlich nicht auf dem weg, sondern weit ab und zeichnete sich vor allem durch einen gutaussehenden mechaniker aus.

Dann ging es mit lauten getöse auf die autobahn richtung flughafen (die stereoanlage war schon laut, aber das getrillere, gesinge und geklatsche noch mehr. Eine loveparade in berlin hätte auch nicht mehr lärm machen können, als diese sieben schwulen – pardon sechs, denn ich habe mich in vornehm hanseatischer art zurückgehalten). Schon auf dem weg wurden die straßenkleider abgelegt und es wurden party-klamotten angezogen. Darunter noch hautengere tops als diejenigen, die auf der straße gerade modern waren oder hot pants, die man so knapp zuletzt in pornos aus den siebzigern gesehen hatte. Auf der autobahn wurde sich dann aus dem offenen dach geschwungen und gejohlt. Die hot pants für alle vorbeifahrenden gut sichtbar. Ich muss mein erstaunen darüber nicht noch extra zum ausdruck bringen. Ich glaube, dass dieser anblick selbst auf einer bundesdeutschen autobahn für verwirrung gesorgt hätte. Um wie vielmehr verstörend muss es hier (in einer konservativen gesellschaft mit tief verwurzelten religiösen sitten) sein, wenn der bauer im kleintransporter auf dem heimweg ein solches gefährt jolender homos die ihre popos in hot-pants aus dem fahrzeug halten, neben sich sieht. Aber die syrische gesellschaft scheint doch um vieles toleranter als gemeinhin angenommen wird. Nach rasanter fahrt dort angekommen (erstaunlicherweise wusste jemand den weg – es hätte mich nicht gewundert, wenn bei all der unkoordiniertheit niemand gewusst hätte, wohin wir eigentlich fahren), landeten wir auf einer art farm in einem dorf.

Ein umfriedeter hof mit swimmingpool und terrasse, ein haus, dessen entree als ruheraum gestaltet war, notdürftige sanitäre einrichtungen – ich glaube eine art privates haus, aber sehr schick. Die bar war im kinderplanschbecken aufgebaut. Der barkeeper stand bis zu den knien im wasser, in dem auch die getränke gekühlt wurden, wenn man bei ca. 25 grad wassertemperatur von gekühlt sprechen kann. Er lies sich nicht aus der ruhe bringen. Dafür dass ca. 200 leute anwesend waren, war ein einziger langsamer barkeeper recht wenig. Demensprechend dich das gedränge an der „bar“. Für die 700 lira entritt (gut 10 euro) gab es zwei drinks – wo man nicht meckern kann. Noch dazu wurden dafür auch hochprozentige getränke ausgeschenkt, wovon die meisten gebrauch machten. Der wisky wurde in 0,3-liter plastikbechern, die zur hälfte (!) gefüllt wurden, ausgeschenkt. Ich glaube das ist in etwa die fünffache menge whisky, die man bei uns so ausgeschenkt bekommt. Da der araber alkohol aber nicht verträgt, waren alle recht schnell betrunken. Wenn man überlegt, dass wir bis ca. 24 uhr noch im auto durch die stadt gegondelt sind, gegen 2 uhr nachts die ersten aber schon betrunken in den pool gefallen sind, war es für einige ein recht kurzes vergnügen.

Die musik war so laut, dass man sie glaube ich bis hamburg hätte hören müssen und das strobosop-licht, von dem durchgehend gebrauch gemacht wurde, machte alle drogen überflüssig. Ich war auch ohne alkohol schon wie benebelt. Wenn man dann aber noch alkohol in solchen mengen getrunken hätte – die folgen wären gar nicht auszudenken! Die stimmung war ausgelassen, man tanzte, trillerte, johlte und schwenkte die arme, dass es eine wahre freude war das anzusehen. Selbst ich habe etwas getanzt (!!!). bedauernswert waren die frisuren! Da glatte haare in der arabischen welt als schick gelten, hatten sich einige die haare geglättet. Das sah in etwa so unmöglich aus, als wenn man einem pudel lange blonde haare frisiert. Bei einigen habe ich mich an den wunderbaren ausspruch im film „polyester“ von divine erinnert. (in diesem film lässt divine ihre fette freundin hinter ihrem mann herspionieren, da sie diesen verdächtigt, eine freundin zu haben. Die fette freundin ruft dann an und sagt: ich habe deinen mann gefunden. Erst dachte ich ja, er führt den hund spazieren, aber dann habe ich gesehen – es ist seine freundin!) bei einigen haaren musste auch ich denken: erst dachte ich, da führt jemand den hund spazieren, aber dann habe ich gesehen, es ist seine freundin. So abgrundschlimme ergebnisse des haare-glättens!

ein typ mit schwarzem kaputzenpulli war da, der in deutschland auch in die alternative szene gepasst hätte. Ich habe mich etwas mit ihm unterhalten. Er ist pferdewirt, 27 jahre alt und wir treffen uns morgen. Gegen vier uhr wollte ich nach hause (eigentlich schon gegen drei, aber da war niemand dazu zu bewegen, nach damaskus zu fahren). Gegen halb fünf bin ich dann mit freunden des pferdewirtes (ich glaube dass sein beruf auf deutsch so heißt, er kümmert sich um pferde die syrien nach dubai, beirut oder istanbul verkauft. Er hat mir auf seinem handy eine reihe bilder von pferden und entzückende videosequenzen gezeigt, auf denen er reitend zu sehen ist) richtung damaskus zurückgefahren. Der wagen wurde glaube ich nur noch durch das sound-system zusammengehalten (getreu dem motto „the only good system ist the sound-system“) und war ein durch zahlreiche um- und aufbauten (spoiler an allen seiten!) nicht mehr zu identifizierendes fabrikat fortgeschrittenen alters. Das sound-system aber war so gewaltig, dass mir noch die halbe nacht die ohren gebrummt haben. Dafür war der auspuff kaputt und die abgase wurden in den fahrgastinnenraum gelenkt (man muss prioritäten setzen), was bei mir nach einer viertelstunde schlimme schwindelanfälle verursachte, trotzdem es sich um ein cabriolet mit kaputtem verdeck und weit geöffneten fenstern handelte. Netterweise haben mich die jungs bis nach hause gefahren und ich bin heil angekommen und gleich ins bett gefallen.a

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