Montag, 8. März 2010

zu fuß gehende autofahrer und autofahrende fußgänger

Ich bin erneut erstaunt, dass die autofahrer hier – anders als im libanon – wirklich bremsen, wenn ein fußgänger davorspringt und man eben nicht über die straße rennen muss, sondern (ähnlich wie in paris) auch einfach blind über die straße gehen könnte (es gibt allerdings einige straßen, wo dies lieber nicht gemacht werden sollte). Am anfang habe ich mich immer sehr über rücksichtslose autofahrer geärgert, die so parken, dass man auf die straße ausweichen muss, die einem an kreuzungen den weg abschneiden oder dreist an fußgängerüberwegen parken und so weiter. Ich glaube aber, dass es hier anders ist, als es auf den ersten blick scheint. Wir haben in europa (im norden mehr noch als im süden – man erinnere sich an den erstaunlichen „plan de circulation“ (einer südfranzösischen stadt, die ich im urlaub mal besuchte) mit der revolutionären idee: la voiture a la rue et le pietoniste au trottoir (oder so) – zuvor war es nämlich immer umgekehrt gewesen!) ein klares verständnis davon, welcher verkehrsteilnehmer stärker ist als der andere. Das auto kann den radfahrer plattmachen, dieser wiederum den zu fuß gehenden, usw. daraus hat sich bei uns das bewusstsein entwickelt, dass der stärkere rücksicht zu nehmen hat. Alles andere wird als unverschämt wahrgenommen.

Hier ist es nach meinen beobachtungen so, dass so getan wird, als seinen alle gleichstark. Wenn der fußgänger einfach aus die straße tritt, bremst der autofahrer (es sei denn, es handelt sich um libanesen – leicht am kennzeichen und dem zu großen auto zu erkennen, oder vollverschleierte frauen – da muss man kurz ins auto reinsehen, die damen werden sichtbehinderungsprobleme haben). Wenn andererseits der autofahrer 3 centimeter vor deinen fußspitzen noch rechts abbiegt, musst auch du eben kurz anhalten (in deutschland würde man ihm mindestens die reifen zerstechen).

Meine beobachtungen werden durch zwei aspekte des verhaltens von autofahrern untereinander bestätigt. Erstens: An ampeln und auch beim überholen drängeln sich autos manchmal so unverschämt vor, wie es in europa nur fußgänger an einer roten ampel dürfen. Wenn fußgänger in europa an eine ampel kommen, bilden sie auch keine schlange, bei der derjenige zuerst gehen darf, der als erster gekommen war. Ähnlich machen es hier noch die motorisierten verkehrsteilnehmer. Zweitens: Beim abbiegen hat es sich in europa ja durchgesetzt, dass derjenige, der vorhat links abzubiegen sich links und derjenige, der rechts abbiegen will sich rechts einordnet. Irgendwie verflüssigt das ja auch den verkehr, wenn nicht immer diejenigen von links nach rechts und andersherum müssen und damit die nachfolgenden wagen blockieren. Aber eben so ist es hier. Analog zum verhalten von fußgängern, die auch nicht daran denken, sich zuvor einzuordnen, sondern wild die richtung wechseln, ohne dass ihnen das einer übelnimmt.

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